Irgendwie mit dem Punk verwandt, irgendwie kauzig und eigentümlich, tendenziell minimalistisch. Aber was für eine Art Gegentrend ist Anti-Folk eigentlich wirklich?
Anti-Folk hat seine Ursprünge im New York der 80er Jahre und entstand auf offenen Bühnen. „Anti“ bedeutet nicht, dass man den traditionellen Folk, also Traditionelles, ablehnt, vielmehr wird sich von dem kommerziell etablierten Folk (Bob Dylan, Simon & Garfunkel, Leonard Cohen) distanziert, ohne aber, dass sich die Musik nun vordergründig extrem unterscheiden muss.
Ähnliche Kultur-Entwicklungen sind beispielsweise im Theater mit der Off-, bzw- Off-Off-Broadway-Bewegung zu vernehmen.
Bei Anti-Folk steht das Songwriting über Technik und Individueller Charakter über einer polierten Ausarbeitung. Manche verstehen es als eine Weiterentwicklung klassischer Folkmusik, andere als Kombination von Folk und Punk.
Musikschaffende wie Beck, Adam Green & The Moldy Peaches oder Herman Dune zählen zum harten Anti-Folk-Kern, sie verbindet beispielsweise ein Hang zu LoFi sowie eine Art gepflegter Dilettantismus, die irgendwo zusammengehören. Im Gegensatz zur virtuos eingespielten High-End-Aufnahme, wirkt Anti-Folk oft merklich unterproduziert. Ähnlich wie beispielsweise im Design, kann aber gerade die aus dem Handgelenk schwungvoll ausgeführte Linie viel mehr erzählen, als die perfekt gerade gezogene. Und die sympathische Gegenthese zum Mackertum in der Musik ist Anti-Folks schlaksige Art, sich mit einer gewissen Infantilität zu verständigen.
Gold Rushian aus Fürth hantiert live neben dem Gesang gleichzeitig mit Sampler, Synthesizer und Gitarre herum und zeigt in Perfektion die Nicht-Perfektion eines Anti-Folk-Standings.