Retro-Kultur ist immer auch ein Stück weit Underground-Kultur. Immer dienstags widmet sich die Honigpumpe einem Gaming-Thema aus vergangener Zeit.
Geht es um N64-Fun-Racer, sticht die Diskussion zwischen dem Mario-Kart-64- und dem Diddy-Kong-Racing-Lager direkt ins Auge. Dabei ist Snowboard Kids, produziert von Racdym und veröffentlicht von Atlus, ebenso kongenial.
Die Story rund ums Spiel wird in einem kleinen Comic in der Spielanleitung erzählt. Die fünf Freunde gehen zusammen in eine kleine Schule in den kanadischen Rocky Mountains. Beim Mittagessen entfacht ein Streit darüber, wer der Schnellste ist und wer die besten Tricks abliefert. Um all das zu klären, rufen die Kinder einen Wettbewerb untereinander aus.
Nicht alle der neun Strecken bestehen tatsächlich aus Schnee. Unter anderem kann man auch eine japanische Strecke zur Kirschblütenzeit freischalten. In den drei Hauptkategorien von Snowboard-Arten, lassen sich durch Shop-Einkäufe nach und nach neue Snowboards mit besseren Fähigkeiten dazugewinnen. Sogar eine weitere Special-Kategorie mit sehr abgefahrenen flinken Brettern und einen weiteren Spieler kann man freischalten: den kleinen Ninja Shinobin.
Was bei den Rennen ungewöhnlich ist, ist, dass man über das Aufsammeln von Münzen und das Durchführen spektakulärer Tricks, Geld verdient, mit dem man Items kaufen kann. Hierfür fährt man durch sogenannte rote und blaue „Shops“ und erhält im Zufallsverfahren eine Fähigkeit. Das blaue Item, etwa Geschwindigkeitsboosts oder die Option sich unsichtbar zu machen, verwendet man dann mit der A-Taste, das rote – hier handelt es sich ausschließlich um Dinge, die man schießen kann – mit dem Z-Button.
Nicht zuletzt durch die kunstvollen Sprünge und kleinen Grinds ist das Spiel mehr als ein reiner Racer. Ist man am Ziel angelangt, geht es erst einmal in den Skilift, um sich wieder an den Start der Strecke zu begeben. Die Wartezeit lässt sich hierbei taktisch nutzen. So kann man sich durchaus nach vorne drängeln und so wieder als erster auf dem Berg sein. Und: Der Spieler kann in der kleinen Pause, die es den Berg wieder hinaufgeht, einen Schluck Trinken oder kurz die Nase kratzen.
Was die Musik betrifft, gehört sie zum Besten, was das N64 zu bieten hat. Catchy, sehnsuchtsvoll, vielschichtig – ganz schön ergreifende Klänge für ein Snowboarding-Game, aber so ist es eben.
Eher nervig ist, dass man über das Controller Pak umständlich speichern und laden muss. Der Nachfolger des Spiels verfügt über eine Batterie, womit der Speichervorgang deutlich optimiert wurde. Auch Teil 2 ist super! Hier aber werden die Strecken wirklich skurril, so fährt man unter anderem in einer Unterwasserwelt. Da Snowboard Kids 2 als PAL-Spiel lediglich in Australien erschienen ist, gehen die Preise für Originale, die auch mit heimischen N64-Konsolen spielbar sind, extrem durch die Decke. Umstände wie dieser führen in der Regel zu zweifelhaften Repros, die auf Verkaufsplattformen wie AliExpress angeboten werden.
Teil 1 ist auch auf der PlayStation in Japan erschienen. Diese Version, betitelt als Snowboard Kids Plus, aber ist zu vernachlässigen, da Musik zum Schlechteren ausgetauscht wurde und sich ein Autopilot nach dem Überfahren der Ziellinie einschaltet, man also nicht mehr selbst um den Einstieg in den Skilift rangeln kann. Dass man hier bei Beginn doppelt so viele Charaktere auswählen kann, fällt nicht weiter ins Gewicht.
Snowboard Kids ist ein zeitloser Klassiker, mit viel Charme und tollem Gameplay, der die 90er Jahre und dessen Zeitgeist einfach wunderbar widerspiegelt. Wenn man im Sonnenuntergang schneeweiße Pisten hinunterdüst, vorbei an riesigen Schneemännern und grünen Tannen, dann ist das ein Riesenspaß, geeignet für Groß und Klein!