Idle-Animationen: Wenn der Charakter nicht länger warten will (Retro-Dienstag)

Retro-Kultur ist immer auch ein Stück weit Underground-Kultur. Immer dienstags widmet sich die Honigpumpe einem Gaming-Thema aus vergangener Zeit.

„Idle“ bedeutet so viel wie Leerlauf und Idle-Animationen geschehen dann, wenn man beispielsweise im Spiel auf dem Schlauch steht und für eine Zeit keine Befehle gibt. Haben diese Spielereien einen tieferen Sinn? Nein. Sie verleihen den Charakteren lediglich etwas mehr Tiefe und animieren dazu, etwa durch Sonics ungeduldiges Fußtippeln, das Game fortzusetzen.

Ziemlich kultig ist Marios Nickerchen im N64-Launchtitel Super Mario 64. Via Sprachausgabe erträumt sich der Klempner diverse italienische Gerichte und schnarcht und schmatzt dabei vor sich hin. Läuft gleichzeitig im Hintergrund auch noch das entspannte Schloss-Thema, so wirkt dies wunderbar beruhigend und man kommt selbst in Schlummerstimmung.

Bad Boy Conquer holt in Conquer’s Bad Fur Day (ebenfalls N64) einen Gameboy aus der Tasche und beginnt zu zocken. Wer genau hinhört, erkennt dass die Musik von einem anderen Rare-Klassiker aus dem Handheld erklingt: Killerinstinct 2. Entscheidungen wie diese runden die explizit humoristische Welt des kontroversen Games in Perfektion ab.

König aller Idle-Animationen ist aber der praktisch überall erschienene Earthworm Jim. Der Regenwurm und gleichzeitige Actionheld springt mit seinem eigenen Körper Lasso, lässt Operngesänge erklingen, spielt mit den Muckis oder wirft seine Knarre lässig in die Luft und schießt sich damit anschließend ins Gesicht: nur ein kleiner Auszug aus Jims Repertoire.

Ziemlich daneben hingegen ist was bei Sonic CD geschieht: Der stachelige Turnschuhträger begeht nach drei Minuten des Stillstands Selbstmord. Einfach so springt er abwärts ins Nichts. Als wenn das nicht schlimm genug wäre, ertönt ein düsteres Lachen und der Screen zeigt direkt „Game Over“ an. Was den Programmierern ein diabolisches Vergnügen bereitet haben mag, wird so manch einem Spieler, der vielleicht nur kurz ans Telefon gegangen ist, ernsthaft erschreckt und für absolutes Unverständnis gesorgt haben.

Eine abschließende honorable Mention der Extraklasse geht raus an Commander Keen: Der zeigt dem PC-Player nämlich einfach frech seinen blanken Pixelhintern. Nie wurde geistreicher die vierte Wand durchbrochen.