Jacques Palminger im Interview

„Ich habe die Reise nach innen angetreten“

Jacques Palminger im Interview mit Julian Gerhard.

Jacques Palminger & 440HZ Trio machten im Gebäude 9 zu Köln Station – für ein bestuhltes Konzert. Der von Palmingers hypnotischer Stimme und überraschenden Pointen durchsetzte Jazzsound auf „Spanky und seine Freunde“ fand zuletzt auffällig viel Beachtung im Feuilleton – in den einschlägigen Musikmagazinen ohnehin. Live kommt das Ganze dann aber doch noch mal eindrucksvoller rüber. Man ist fast dazu geneigt zu sagen: Eine der Sensationen des Jahres. Julian Gerhard traf Jacques Palminger zum Interview.

Beim Eintreten ins Gebäude-9-Treppenhaus läuft mir Jacques Palminger direkt über den Weg. Er holt sein Handy aus der Hosentasche, um die Uhrzeit zu überprüfen und dann den optimalen Interviewzeitpunkt zu errechnen. Bei seinem Telefon handelt es sich um ein Nokia 6230i – es muss das alte Nokia-Handy sein, das in dem Song „Der Pinguin, das Handy und der Jazz“ von dem auf einem Sockel stehenden Pinguin ausgewürgt wird, der das Aktmodell eines urbanen Zeichenkurses mimt. Wer hätte derartige autobiografische Schnittstellen in der Kunst des „letzten großen Dadaisten“ (Der Freitag) vermutet?

Nach dem Soundcheck gehen wir in ein kleines Büro, im Backstageraum nebenan speist derweil das 440HZ Trio. Bevor ich das Mikrofon anschalte, echauffiert Jacques sich über die Selbstverständlichkeit, mit der sich Leute nach Konzerten neben ihn in Pose bringen, die nur einseitig freiwillige Komposition mit Smartphones abfotografieren und dann wieder so wortlos verschwinden, wie sie gekommen sind. Bevor ich in den Flugmodus wechsle, muss ich die Pop-Up-Message „bitte unbedingt foto von ferdi binger schicken!!“ wegschieben.